Korallen tötende Schwämme? Jetzt reicht es!

Cyprea tigris – Der Kampf gegen schwarze Schwämme

Schwämme gelten wegen ihrer immensen Produktion chemisch vielfältiger Verbindungen als chemische Fabrik in der Meeresumwelt. Abgesehen von der chemischen Vielfalt besitzen diese Verbindungen auch bemerkenswerte Bioaktivität. Nicht nur der Schwamm selbst als auch die mit Schwämmen assoziierten Mikroorganismen, vor allem Bakterien, Pilzen und Algen haben einen starken Einfluss auf Korallen. Viele Schwämme haben das Potenzial Korallen durch Hemmstoffe zurückzudrängen und indirekt abzutöten. Sie profitieren in der Regel nicht davon, dass sie andere Korallen töten, indem sie einfach ihren Platz einnehmen. Sie töten oder verdauen die Korallen nicht „aktiv“, sie überwuchern sie nur. Sie profitieren von einem viel schnelleren Wachstum und einem viel schnelleren Stoffwechsel. Über den letzten Jahren sind auch in meinen Riffaquarium vor allem eine Art von Schwämmen gewachsen.

Eine genaue Bestimmung ist mir bis heute nicht gelungen. Sie sind schwarz und haben die Form von Erdnüssen. Sie sind extrem ledrig und widerstandsfähig; ein Abspritzen mit Lauge oder Säure macht den Schwämmen nichts aus. Auch eine mechanische Entfernung des Schwammes mit einer kleinen Spachtel führt nicht zu einer Reduzierung. In den meisten Fällen bleiben auf dem Substrat kleinste Rest vom Schwamm übrig, aus dem in eine paar Tagen sich ein neuer Schwamm entwickelt. Ein Austausch des Riffaufbaues war nicht möglich, so dass ein potenzieller Fressfeind gesucht wurde. Diese habe ich nach langen Recherchen auch gefunden. Es ist die Cypraea tigris.

Diese Schnecke hat bei mir sehr gute Arbeit geleistet und schon ein großen Anteil dieser schwarzen Schwämme innerhalb von 4 Monaten gefressen. Das folgende Bild stellt einen Vorher Nachher Vergleich an derselben Stelle im Riffaufbau dar. Linke Seite wurde am 3.8.2023 und die rechte Seite am 14.1.2024 aufgenommen. Den Unterscheid sieht man deutlich.

 

Kauris sind eine Gruppe von Meeresschnecken aus der Familie der Cypraeidae, die sich durch ihre glatten, ovalen Schalen und den ausziehbaren Mantel auszeichnen. Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert wurden Kaurischnecken von Küsteninselbewohnern in großem Umfang als Nahrungsmittel geerntet und ihre Schalen wurden für die Handwerksindustrie oder als Währung verwendet. Die meisten Kaurischneckenarten sind nachtaktiv, was bedeutet, dass sie nachts fressen und sich tagsüber in Höhlen im Riff verstecken. Einige Arten verlassen auf der Nahrungssuche ihr angestammtes Versteck und kehren dann frühmorgens zurück. Im endständigen Mund befindet sich eine mit Chitinzähnchen besetzte Radula (Raspelzunge), die zum Abraspeln von Oberflächen und Zerkleinern der Nahrung geeignet ist. Die Nahrung der Kaurischnecken ist artenspezifisch. Obwohl viele von ihnen Schwämme fressen, gibt es sowohl herbivore als auch omnivore Arten, ebenso wie Nekrophagen. So setzt sich die Nahrung der Kaurischnecken insgesamt aus niederen Tieren, wie Polypen (Hydrozoa), Krustenanemonen (Zoanthus),  Korallentieren (Madrepora), Ringelwürmern (Annelida), kleinen Krebsen (Crustacea) und Schneckeneiern zusammen. Aber auch Algen und Korallen stehen auf ihrem Speiseplan. Bei den nekrophagen Arten setzt sich die Nahrung ausschließlich aus toten Organismen zusammen.

Cypraea tigris ist eine der größten Kaurischneckenarten, deren ausgewachsene Tiere eine Länge von bis zu 15 cm erreichen können. Obwohl sich der gebräuchliche Name auf einen „Tiger“ bezieht, ist der Panzer gefleckt und nicht gestreift. Es ist in der gesamten indopazifischen Region weit verbreitet, von der Ostküste Afrikas bis nach Mikronesien und Polynesien, dem Korallenmeer und den Philippinen. Diese Art kommt im Allgemeinen in Tiefen von 10 bis 40 m vor und wird oft mit Acropora-Korallen vergesellschaftet. Während die meisten Kaurischnecken nachtaktiv sind und sich einen Großteil ihrer Zeit unter Steinen oder abgestorbenen Korallen verstecken, wurde auch beobachtet, dass die  große und robuste Cypraea tigris tagsüber frei grast. Juvenile Cypraea tigris sind Pflanzenfresser und ernähren sich von Algen, während sich die fleischfressenden Erwachsenen von Schwämmen und Korallen ernähren. Einst ein alltäglicher Anblick an den Riffen, nimmt die Zahl von Cypraea tigris aufgrund des Sammelns von Muscheln und der Zerstörung von Lebensräumen drastisch ab.

Mitglieder der Familie Cypraeidae sind größtenteils gonochorisch, wobei die innere Befruchtung zwischen kopulierenden Paaren stattfindet. Die meisten Arten zeigen eine innere embryonale Brut als eine Form des mütterlichen Schutzes, bei der das Weibchen Eikapseln ablegt und die Eimasse mit dem Fuß bedeckt, bevor die Larven schlüpfen. Dieses Brutverhalten stellt eine Anpassung zur Steigerung des Fortpflanzungserfolgs bei Gastropoden dar.